1. Dezember 2023 / Aus aller Welt

Was ein English Breakfast ausmacht

Für viele Touristen gehört ein deftiges Frühstück in Großbritannien zum Pflichtprogramm. Doch zu oft bekommen sie billige Importware vorgesetzt, schimpfen die Gralshüter.

«Ein English Breakfast ist etwas, dessen Zutaten aus dem Vereinigten Königreich stammen», sagt Guise Bule, Chef der English Breakfast Society.

Hash Browns? Nein, die angebratenen Kartoffelküchlein würde Guise Bule sicher nicht zu seinem Full English Breakfast nehmen. Vielmehr solle man doch Bubble and Squeak nehmen, ein Gericht aus Kartoffelbrei und zerstampftem Kohl. «Das hatten die Engländer schon immer auf dem Teller. Aber jemand hat beschlossen, dass es einfacher ist, diese wiederhergestellten Quadrate zu frittieren», schimpft Bule. Sowas gebe es doch nur bei McDonald's. Und er sollte es wissen. Denn Bule ist Chef der English Breakfast Society - die an diesem Samstag den English Breakfast Day begeht.

Bacon, Sausage, Baked Beans, Ei, vielleicht ein halber angebratener Pilz, natürlich Bubble and Squeak oder auch etwas Black Pudding, also Blutwurst. Dazu natürlich Toast. Das ist ein Full English, wie es der Society munden würde. Okay, Tomate ist auch meistens dabei, aber die würde eh niemandem schmecken, sagt Bule. Wichtig ist ihm dennoch, zu betonen: «Wir sind nicht dogmatisch.» Wer Hash Browns essen wolle oder Smoked Kippers, geräucherten Hering - nur zu.

Inhalte seien letztlich zweitrangig, außerdem gebe es regionale Varianten, das würze die Tradition. Black Pudding etwa wird mit Vorliebe in Schottland - wo das Frühstück selbstverständlich als Scottish Breakfast geführt wird - oder in Nordengland serviert.

Touristen mit billigem Frühstück angelockt

Nein, der Gesellschaft geht es um die Herkunft. «Ein English Breakfast ist etwas, dessen Zutaten aus dem Vereinigten Königreich stammen», sagt Bule im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Wenn er sich darüber empört, dass in den vergangenen Jahren viele Cafés und Restaurants die Touristen mit billigem Frühstück angelockt und das als Original verkauft haben, fällt sehr häufig das Wort «shit». Da wundere es doch nicht, wenn Urlauber aus Großbritannien in die Heimat zurückkommen und über die britische Küche lästern.

«Die neue sozioökonomische Unterscheidung», nennt Bule das. Hier das billige «fry-up», das nichts bedeute und aus importiertem Krams stamme - und dort das echte English Breakfast aus traditionellen Zutaten wie Würstchen aus Cumberland oder Lincolnshire. «Dabei handelt es sich um eine traditionelle Mahlzeit, die mit Stolz serviert werden sollte, mit Zutaten, die von den britischen Inseln stammen», sagt der Society-Chef.

Da freut es ihn, dass die Zukunft einer Zutat gesichert sein könnte, die durchaus auf der Kippe steht: Baked Beans. Wie die BBC jüngst berichtete, wurden erstmals in Großbritannien gezogene Weiße Bohnen (Haricots) erfolgreich für das in Tomatensoße gebackene Gericht verwendet. Mehr als zwei Millionen Dosen Baked Beans werden täglich in Großbritannien gegessen, die Bohnen kommen aus den USA, Kanada, Äthiopien oder China. Bis die britischen Bohnen in die Supermärkte kommen, dürfte es noch etwas dauern. Doch Landwirt Andrew Ward sprach bereits von einem «absoluten Meilenstein». «Dass wir in der Lage sind, etwas in so großen Mengen zu produzieren, das wir in diesem Land in solch großen Mengen konsumieren, ist einfach unglaublich.»

Veränderungen im Laufe der Geschichte

Die Frühstückstradition ist uralt. Reiche Angelsachsen fuhren vor Jahrhunderten auf, was die Küche und der Jagderfolg hergaben, um Freunden und Feinden zu imponieren. Die Betonung auf das Englische kam auch wegen der normannischen Invasion auf, die Eindringlinge brachten neue Wörter und neue Speisen mit. Später übernahmen Neureiche die Tradition, und als die Industrielle Revolution mehr Geld in die Taschen spülte, konnten sich auch immer mehr Menschen ein anständiges Frühstück leisten.

Erst mit Anfang des 20. Jahrhunderts entstand das English Breakfast in seiner heutigen, standardisierten Form, das nun ganz ähnlich und als Wiedererkennungswert in Bed and Breakfasts, Hotels, Cafés und Zügen angeboten wurde. Da wusste man, was man hat. Anfang der 1950er Jahre startete etwa die Hälfte der Briten ihren Tag mit einem Full English. Das hat sich längst geändert. Wer am Schreibtisch arbeitet, verzichtet auf die riesige Menge an Kalorien lieber. Daher ist für viele das große britische Frühstück etwas fürs Wochenende. Für Society-Chef Bule nur logisch: «Das beste English Breakfast gibt es zu Hause», sagt er und lacht.


Bildnachweis: © Eduardo Parra/Zuma Press/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Sachbeschädigungen an Kindertagesstätte und Grundschule in Stukenbrock
Polizeimeldung

Kriminalität Sachbeschädigungen an Kindertagesstätte und Grundschule in Stukenbrock Am vergangenen Wochenende...

weiterlesen...
Vorsorgemaßnahme: Private Trinkwasserbrunnen werden beprobt
Kreis Gütersloh

Gütersloh. Die PFAS-Belastung auf dem Flughafengelände an der Marienfelder Straße breitet sich jenseits des...

weiterlesen...
Polizei erschießt mutmaßlichen Angreifer in Recklinghausen
Aus aller Welt

Erneut geht in NRW ein Schusswaffengebrauch der Polizei tödlich aus. Ein mutmaßlicher Messerangreifer starb dabei in Recklinghausen. Erst am Dienstag war es in Moers zu einem tödlichen Fall gekommen.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Vorsichtiges Aufatmen an Elbe - Aufräumen in Flutgebieten
Aus aller Welt

Die Pegelstände an der Elbe in Sachsen gehen langsam zurück. Im polnischen Breslau ist das Schlimmste noch nicht überstanden. Ein Überblick.

weiterlesen...
Lip- und Lymphödem-Selbsthilfegruppe im Kreis Gütersloh: Austausch für Betroffene
Aufklärung

Selbsthilfegruppe trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Vorsichtiges Aufatmen an Elbe - Aufräumen in Flutgebieten
Aus aller Welt

Die Pegelstände an der Elbe in Sachsen gehen langsam zurück. Im polnischen Breslau ist das Schlimmste noch nicht überstanden. Ein Überblick.

weiterlesen...
Mode in Mailand: Von Superheldinnen bis Blütenpracht
Aus aller Welt

Wie wird die Damenmode in der Saison Frühjahr/Sommer 2025? Bei der Mailänder Fashion Week gibt es einen Vorgeschmack. Teils erinnern die Frauen auf dem Laufsteg an Heldinnen aus Comics.

weiterlesen...