19. August 2023 / Aus aller Welt

Menschenleere Städte: Kanada kämpft gegen Feuer

In Kanada bewegen sich heftige Waldbrände unerbittlich auf zwei Städte zu. Aus West Kelowna gibt es erste Berichte von zerstörten Gebäuden. Die Stadt Yellowknife ist unterdessen schon fast komplett verlassen.

Ein Boot fährt auf dem Okanagan-See, während der Rauch des McDougall-Creek-Wildfeuers über dem Gebiet liegt.

In mehreren Provinzen Kanadas zerstören verheerende Waldbrände derzeit Häuser und vertreiben Tausende Menschen aus ihren Häusern. Im Zentrum des Geschehens standen am frühen Samstagmorgen zwei Städte, auf die sich die Flammen immer weiter zubewegten: Die Region um die Stadt Kelowna in der Provinz British Columbia und die Stadt Yellowknife in den Nordwest-Territorien, einem dünn besiedelten Gebiet am nördlichen Polarkreis.

Die Regierung von British Columbia an der Pazifikküste rief am Freitagabend für die gesamte Provinz den Notstand aus. «In diesem Jahr erleben wir in British Columbia die schlimmste Waldbrandsaison aller Zeiten», hieß es in einer Mitteilung. Die Lage in der Provinz habe sich in den vergangenen 24 Stunden rasant verändert, hieß es. «Wir stehen in den kommenden Tagen vor einer äußerst herausfordernden Situation.»

Das sogenannte McDougall Creek Fire, das am Freitag mehrere Gemeinden an dem bei Touristen beliebten See Okanagan Lake erreicht hatte, erstreckte sich am Samstagmorgen über eine Fläche von etwa 10.500 Hektar - fast zehnmal so viel wie noch 24 Stunden zuvor.

Bisher keine Berichte über Tote

In der Umgebung der Stadt West Kelowna auf der Westseite des Sees wurden nach Angaben des Senders CBC mehrere Gebäude zerstört, darunter auch das historische Lake Okanagan Resort, das schon Gäste wie die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher beherbergt hatte. Die genaue Anzahl der vom Feuer zerstörten Gebäude war zunächst nicht bekannt.

Bislang gebe es keine Berichte über Tote, sagte der Leiter der örtlichen Feuerwehr, Jason Brolund, am Freitagabend auf einer Pressekonferenz. Jedoch seien Einsatzkräfte zeitweise von den Flammen eingeschlossen gewesen, als sie Anwohner retten mussten, die trotz Evakuierungsanordnungen ihre Häuser nicht verlassen wollten. In der Stadt, für die bereits seit Donnerstag der Notstand galt, leben 36.000 Menschen.

Auch die Stadt Kelowna mit fast 150.000 Einwohnern auf der gegenüberliegenden Seite des Sees ist von Bränden betroffen. Behördenangaben zufolge wird erwartet, dass sich die Feuer noch weiter ausbreiten. In der gesamten Provinz seien 15.000 Menschen aufgefordert worden, ihr Zuhause zu verlassen, hieß es nach Angaben der Behörden, für mehr als 20.000 weitere Menschen in dem Gebiet galt eine Evakuierungswarnung.

Yellowknife fast vollständig verlassen

Auch in den nördlich angrenzenden Nordwest-Territorien Kanadas wüten heftige Waldbrände nur noch wenige Kilometer vor der Stadtgrenze der Gebietshauptstadt Yellowknife. Nach Angaben des regionalen Umweltministers Shane Thompson war die Stadt am Freitagabend nahezu vollständig verlassen. «Wir haben in den vergangenen 48 Stunden mehr als 19.000 Menschen aus Yellowknife evakuiert», schrieb er auf der Online-Plattform X, die bislang unter dem Namen Twitter bekannt war. Mehr als 15.000 Menschen seien auf dem Landweg geflüchtet, etwa 3800 seien ausgeflogen worden. Etwa 1000 Menschen mit systemrelevanten Tätigkeiten seien in der Stadt und ihrer Umgebung zurückgeblieben.

Kanada kämpft bereits seit Monaten gegen Waldbrände in mehreren Teilen des Landes. Waldbrände sind in vielen Teilen Kanadas ein jährlich auftretendes Phänomen, bei dem auch immer wieder Menschen in Sicherheit gebracht werden müssen. In diesem Jahr handelt es sich allerdings um die schlimmste bekannte Waldbrand-Saison in der Geschichte des Landes. Angesichts des Klimawandels warnen Experten, dass Feuer häufiger auftreten und mehr Zerstörungskraft entfalten werden. In den Prärieprovinzen im Westen Kanadas stieg die Durchschnittstemperatur nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 1,9 Grad Celsius.


Bildnachweis: © Darryl Dyck/The Canadian Press via AP/dpa
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