1. September 2023 / Aus aller Welt

74 Tote bei Großbrand in Johannesburg

Hunderte Menschen hausten illegal in einem leerstehenden Gebäude in Johannesburg. Bei einem Brand sterben Dutzende von ihnen - darunter auch kleine Kinder. Selbst Rettungskräfte sind fassungslos.

Feuerwehrleute kämpfen in Johannesburg gegen den Großbrand.

Im Zentrum der südafrikanischen Metropole Johannesburg sind 74 Menschen bei einem Großbrand in einem Gebäude ums Leben gekommen. Unter den Toten seien zwölf Kinder, teilten die Behörden der Stadt nach Abschluss der Bergungsaktion mit. Mindestens 52 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte der Sprecher des örtlichen Rettungsdienstes, Feuerwehrmann Robert Mulaudzi, auf der Plattform X (vormals Twitter) mit.

Das jüngste Opfer sei etwa anderthalb Jahre alt, sagte Mulaudzi vor Journalisten. «Ich habe so etwas noch nie in meinen 23 Jahren im Dienst erlebt», sagte er. «Es ist ein sehr trauriger Tag.» Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa reiste kurzfristig nach Johannesburg.

Die Vereinten Nationen sprachen den Familien der Opfer und der Regierung unterdessen ihr Beileid aus. «Das UN-Länderteam in Südafrika ist bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um den Betroffenen Hilfe zu leisten und weitere Vorfälle dieser Art zu verhindern», sagte Sprecher Stephane Dujarric in New York. Er wünschte den Verletzten rasche Genesung.

300 Menschen sind obdachlos geworden

Das Feuer war in der Nacht in einem fünfstöckigen Gebäude in der Innenstadt der Metropole ausgebrochen. Das Gebäude stand offiziell leer, tatsächlich hausten aber Hunderte Menschen illegal darin. Rund 300 Menschen in 141 Haushalten seien durch den Brand obdachlos geworden, teilte der auf Provinzebene für Infrastruktur und Siedlung zuständige Regierungsbeamte Lebogang Maile auf X mit. Die Behörden hätten nun Pläne für die Umsiedlung der Betroffenen erstellt.

Rettungskräfte durchkämmten das Gebäude systematisch auf der Suche nach weiteren Opfern. Wie Mulaudzi beschrieb, hatten die Hausbesetzer in jedem der Stockwerke Dutzende «Hütten» eingerichtet, um sich ihre Wohnräume abzuschirmen. Es habe vielfach keine Fluchtwege gegeben. Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Feuers in dem Gebäude aufhielten, blieb unklar.

Kerzen oder Kochfeuer möglicherweise Brandursache

Da es in illegal besetzten Gebäuden keine Stromversorgung gebe, liege die Vermutung nahe, dass Kerzen oder ein Kochfeuer den Brand verursacht haben könnten, sagte Mgcini Tshwaku, ein Beamter für Öffentliche Sicherheit der Stadt Johannesburg, dem Fernsehsender eNCA. Die Klärung der Brandursache stand noch aus.

Die Stadtmitte Johannesburgs gilt als heruntergekommen und gefährlich. Firmen und Geschäfte sind aufgrund der hohen Kriminalitätsrate schon vor vielen Jahren in umliegende Bezirke gezogen. Somit stehen zahlreiche Gebäude im Stadtzentrum leer, viele davon sind von Obdachlosen besetzt. Immobilieneigentümer haben dort schon seit langem aufgehört, ihre Grundstücke, deren Markt- und Mietpreise verfallen sind, instand zu halten.

Festnahmen nach Durchsuchung der Polizei

Nach Angaben Mailes gehörte das Gebäude der Stadt Johannesburg und war zuvor an einen Verein vermietet worden, der sich für den Schutz misshandelter Frauen einsetzte. Die Organisation sei aber «aus Sicherheitsgründen» später aufgelöst worden. Bei einer Durchsuchung der Räume durch Polizei und Sicherheitsbehörden zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt habe es Festnahmen gegeben. Damals habe man bereits festgestellt, dass Miete für die Räume verlangt worden sei.

Vor der Absperrung am Gebäude versammelten sich zahlreiche Menschen, die auf Nachrichten von Angehörigen warteten. Die südafrikanische Zeitung «Times» sprach mit einer Frau, die nach ihrem Bruder suchte. Der Vater von fünf Kindern lebte ihren Angaben nach in dem Gebäude, nachdem er auf Arbeitssuche aus seiner Heimatprovinz nach Johannesburg gekommen war. «Er lebte im dritten Stock, ganz am Ende des Flures. Ich habe ihn regelmäßig besucht», berichtete die Frau. Ihr Bruder sei Anwalt gewesen, habe aber für einen Lebensmittelkonzern gearbeitet. Eine bessere Unterkunft habe er sich nicht leisten können. «Es ist ein ungesunder und dreckiger Ort.»


Bildnachweis: © Uncredited/AP/dpa
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